Katharina da Narasca alias Katharina Schmidlin Projekt

      Du Armer musst den Mist malen. Kein echter Ausdruck in der Visage. Reines Repräsentationsbild. So etwas könnte ich nicht malen und zwar wegen der filegranen Spitze und wegen der akkuraten Schrift. Ich bin viel zu sehr Chaot, als dass ich solche Pingelsarbeit leisten könnte. Tanja hat völlig Recht. Total flach gemalt. Die Hände sehen aus wie verblichene Gummibrötchen. Der rote Rock flach wie eine Landkarte und die Uhr scheint über irgendwas (Tisch mit grünem Tuch?) zu schweben. Jedenfall als Portraitist gehörte der Maler eher in die Zunft der Stümper.
      Ich glaube, dass das Gemälde eine komplizierte Entstehungsgeschichte hat. Der Kopf und die Hände sind bestimmt nicht vom selben Maler gemalt worden.

      Jenatsch erreichte eine bestimmte level von Macht, aber er war kein König......ich kann mir gut vorstellen, dass damals nur die ganz Reichen Herrscher die Maler anstellen konnten, die ein Gemälde bis zur totalen 3D Vollendung malen konnten/wollten. Man bekam das wofür man bezahlte- das kann ich mir bei den mittelalterlichen Portraits gut vorstellen. Es gibt ja viele solche Portraits die eher naive gemalt wurden. Damals waren viele Maler nicht auf einer hohen akademischen Stufe. Dass diese Stufe massenhaft erreicht wurde kam erst später im 19.Jahrhundert, wo die École des Beaux Arts viele akademische Maler produzierte.

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      Ich war vor paar Wochen in Berlin in der Ausstellung El Siglo de Oro, gewidmet dem goldenen Jahrhundert der spanischen Malerei. Fand ich sehr interessant..
      Bei manchen Portraits war ich sicher, dass die Muster auf der Kleidung gestempelt war. Die Spitze hier wirkt auch fast so..
      vielleicht kannst du auch stempeln Patrick?
      Ja das glaube ich auch, dass das gestempelt wurde- dann übermalt.
      Aber einen Stempel herstellen wäre viel zu viel Aufwand. Das werde ich alles mit tracing Papier übertragen. Eine Kopie herstellen ist keine Zeichnungsübung. Dort geht es pur um "paint handling", damit der Effekt so nahe wie möglich erstellt werden kann. Da das Gemälde noch nicht gereinigt wurde, wird es interessant......Das Gemälde so malen, dass es alt aussieht. Die Risse und Knollen kriege ich natürlich nicht hin. Aber ich will mein Bestes geben so nahe wie möglich zu landen. :)
      Wenn man ein Interview gibt, und dann nur ein kleiner Teil davon so oder so zusammengeflickt wird, dann sagt man nicht immer ganz genau das, was man eigentlich gesagt hat ;) ......mehr will ich nicht dazu sagen- stelle es aber trotzdem hier rein:



      Katharina lebte in einer schlimmen Zeit. Sie wurde während dem 30 jährigen Krieg geboren. Ich male den Jenatsch, denke aber auch immerzu and den Ludwig Amrhyn, ein Zeitgenosse von Jenatsch, der Katharina verhaftet hat. So stelle ich mir ihn vor........

      Hier zwei Fotos die aufzeigen wie weit ich vor ein paar Tagen war- bin jetzt schon weiter gekommen.
      Bilder
      • Jenatsch 1.jpg

        1,25 MB, 2.848×4.288, 108 mal angesehen
      • Jenatsch 2.jpg

        1,33 MB, 2.848×4.288, 102 mal angesehen
      Haha- super Alexandra, dann spreche ich Schwiizerdütsch mit Dir wenn wir uns wieder sehen. Ich kann etliche verschiedene Dialekte nachahmen. 8o

      @ Möni: Es juckt mich immer wieder......ich stelle mir vor wie viel Spass das wäre dieses Gemälde im Rembrandt Stil zu malen bzw. alle Änderungen vornehmen die er wahrscheinlich vornehmen würde. Tja. :)
      Aber das Gesicht ist gar nicht schlecht gemalt- bestimmt Venezianisch. Die Zeichnung stimmt allerdings nicht, oder Jenatsch hatte eine ziemlich krumme Nase- wie die meinige, und der Mund war auch nicht zentriert. -Kann ja sein.
      Patrick, mich interressiert wie man die Erhabenheit dieser Klöppelarbeit erreicht, maltechnisch? Was tust du der Farbe (aus der Tube) an um dies zu verwirklichen? Ist es "nur" mehrmals rübergehen oder hast du den Pigment was beigemischt? Wo es dann "hochsteht", wirst du drüber lasieren um den optischen Textur beizukommen? Oh, so viel Neugier habe ich!
      LG, C
      Gute Fragen Caroline!

      Das Thema "Lasur" haben wir ja immer wieder, und ja, ich werde die Klöppelarbeit zum Teil mit Lasuren bearbeiten wollen.

      Es wird mir jetzt immer mehr bewusst, dass in Deutschland der Einfluss der "Leipzig Schule" spürbar ist, oder irre ich mich da? Und wenn ich es richtig verstehe, ist das eine Schule die sich auf früh Renaissance Maltechniken spezialisiert hat: Weisshöhung mit Lasuren, Eitempera, etc.

      Diese Art Malerei wurde praktiziert als die Maler sich nur schweren Hezens von Eitempera weg entwickelt hatten. Ei Tempera und Öl wurde zum Teil vermischt, und so wurden schöne, dekorative Effekte erzielt.
      Als aber dann die Tendenz in Richtung "Realismus" zunahm, wurde die Ei Tempera Technik zunehmend verdrängt. Im 17. Jahrhundert gab es wohl nur noch wenige die diese Techniken für sich weiter erhalten hatten. Siehe Rembrandt, Vermeer und Co, ja sogar im Norden war die Ölmalerei viel mehr gang und gäbe geworden.

      Warum?

      Ich denke weil die Öl Schichten Malerei schneller und effizienter war. Diese konnte auch der Wirklichkeit betreffs Formgebung viel mehr gerecht werden. In einem früh Renaissance Gemälde sind die Schatten tatsächlich dicker aufgetragen als die Lichter; denn dort brauchte es mehr Lasuren (Pigmente) als im licht. Der Relief Effekt existierte also noch nicht. Rembrandt ist ja das pure Gegenteil davon....

      In der Form Malerei sind Lasuren eher die Ausnahme, weil es die Formgebung automatisch so verlangt. Es gibt natürlich schon Techniken in denen Lasuren eine grössere Rolle spielen, aber viele davon sind so kompliziert, dass nur wenige Menschen diese beherrschen. Bei einer Lasur besteht immer die Frage wie dann schlussendlich die Wirkung ist. Wenn eine Lasur schmutzig aussieht, dann ist sie, finde ich, falsch am Platz. Und das passiert sehr sehr schnell, weil eine Lasur viel Malmittel und wenig Pigment enthält. Diese Pigmente......wenn sie sich nicht schon gleichmässig verteilen lassen, sitzen dann chaotisch in einer See von Malmittel....dann sieht es "schmutzig" aus.

      Dessen bin ich mir bewusst, und deshalb bin ich mit Lasuren vorsichtig. Dekorative Malerei- eben früh Renaissance, konnte sich gut mit Lasuren anfreunden weil es um Dekor ging. Wenn eine Lasur einen wunderschönen dekorativen Effekt erzielte, dann war das so, und war wichtiger als dass das Gemälde "echt" aussah.

      Wenn ein Maler/in daran interessiert ist den visuellen Phänomenen so wirklichkeitsgetreu wie möglich zu begegnen, dann sind die früh Renaissance Techniken nicht ideal.

      Eben. Maltechniken die sich später entwickelten können das besser- wie die Flämische, venezianische und die französische Schichtenmalerei.

      Was ist besser? Nichts!

      Wir alleine müssen herausfinden was für UNS stimmt.
      Als ich in jungen Jahren akademisches Training erhielt, entschied ich mich persönlich gegen die Techniken der früh Renaissance weil diese Techniken für meinen Bedarf nicht das boten was ich wollte. Ich wollte, dass meine Gemälde meine Träume/Visionen so darstellen konnten wie ich sie sah- und diese waren sehr 3D, gebadet in einem Chiaroscuro.

      Also. Dieses Jenatsch Gemälde ist auch nicht ein Gemälde, bei dem es von Lasuren wimmelt. Es gibt aber einige Stellen an denen Lasuren verwendet wurden. Ich werde diese Stellen später hier diskutieren- wenn es dann soweit ist.

      Momentan bin ich immer noch am Aufbau. Trocken, kein Malmittel, Punkt. "Fat over lean".

      Wenn ich das Gemälde sehr trocken behalte, ist dann später viel möglich. Lasuren die zu früh aufgetragen werden verschliessen, in der Öl Schichten Malerei, die Tür für alles andere. Lasuren bilden die OBERSTEN Schichten- dann ist FINITO.......deshalb und wegen dem hohen "Schmutzigkeitspotential", überlege ich mir immer sehr sehr gut wo und wie ich sie anwende.

      Das sind grosse Themen, und ich weiss, dass es deswegen viele konfuse Menschen gibt. Aber wenn Du versuchst das ganze auf Kunsthistorischer Ebene zu verstehen, kannst Du es wahrscheinlich mit der Zeit für Dich einordnen.

      Das Reissen der Schichten wird ja dann ein grosses Thema wenn man viel Malmittel benutzt. Je mehr Malmittel, desto schlimmer. Vor allem wenn die "Fat over lean" Regel nicht befolgt wird. Wie sich das genau mit Ei Tempera verhält weiss ich nicht, weil ich damit nicht genug Erfahrung habe.

      Habe soeben eine mail von Günther aus Berlin bekommen: Er hat Probleme damit, dass es ihm seine Weisshöhung mit Tempera zerreisst........ ich kann ihm nicht helfen. Ich habe das Gefühl, dass diese Malerei voraussetzt, dass man ein halber Chemiker ist? Ich weiss es nicht. Ich weiss auch nicht ob es wirklich jemand gibt der versteht was die früh Renaissance Maler chemisch gemacht haben. -Ist es alles Spekulation, oder weiss man solides. Ich weiss es nicht, weil ich mich nicht genug damit beschäftigt habe.

      Ein Gemälde. so wie dieses von Jenatsch, kann ich gut nachvollziehen. Aber mit einem früh Renaissance Gemälde mit Ei Tempera, da hätte ich meine technisch unbeantworteten Fragen. Sie sind sehr schön, diese Gemälde, aber nicht mein Ding in meinen eigenen Bestrebungen.
      Hoffentlich macht das Sinn- ich stelle dann close ups rein wenn ich soweit bin um Lasuren anzuwenden. :thumbup:

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      das ist sehr lieb von dir.

      Eitempera finde ich tatsächlich auch interessant. wenn man hier schaut bei Osamu Obi



      man sieht wie dick er die Tempera im Licht aufgetragen hat. Seine Farbgebung nach der Grisaille ( oder mit Umbra) lasiert er nur auf, bei all seinen Bildern.
      Aber soweit ich sehe nur mit einer Lasur und nicht mit vielen
      Liebe Grüße Alexandra :friends: